Soli-Erklärung der Reil76

Ein fetter Support vom Hausprojekt Reilstraße sechsundsiebzig in Halle. Vielen Dank.

Hausprojekt Reilstraße sechsundsiebzig
Reilstraße 76
06114 Halle/Saale
Halle/Saale, Februar 2018

Offener Brief an die Fraktionen des Stadtrates, an den Oberbürgermeister und an die HWG:

Hasi bleibt!

Für den Erhalt von emanzipatorischen und unkommerziellen Freiräumen!

Für ein Recht auf Stadt!

Das Hausprojekt Reilstraße sechsundsiebzig solidarisiert sich mit der von Räumung bedrohten „Hasi“ und fordert die Stadt Halle und die HWG auf, eine konstruktive Lösung für den Verbleib des Projektes in der Hafenstraße zu finden. 

In nur zwei Jahren hat sich die „Hasi“ zu einem wichtigen soziokulturellen und politischen Ort in Halle entwickelt. Die Offenheit und Aufgeschlossenheit des Projekts als solches, die selbstverwaltete, unkommerzielle Struktur und die vielfältigen Möglichkeiten im Haus und auf dem Gelände haben dazu geführt, dass sich eine große Zahl an z.T. sehr unterschiedlichen Menschen, den Raum und Ort in der Hafenstraße 7 angeeignet haben und vor Ort ihre Ideen verwirklichen können; sei es um sich dort zu treffen und auszutauschen, sei bei Sport und Theater, in der Fahrradselbsthilfewerkstatt oder im Eltern-Kind-Cafe, um nur einige der Projekte im Haus zu nennen. Kurzum die „Hasi“ ist zu einem lebendigen und relevanten Freiraum in Halle geworden. Dieser Umstand zeigt deutlich: ja, es gibt den Bedarf und das Bedürfnis von nicht wenigen Menschen in dieser Stadt einen Ort wie die „Hasi“ zu öffnen und zu nutzen.

Jahrelang stand das Haus in der Hafenstraße leer und war dem Verfall preisgegeben. Warum es also nicht nutzen? Dass das Projekt „Hasi“ mit einer Hausbesetzung startete, mag sicher nicht jedem/jeder gefallen. Aber den Menschen, die die „Hasi“ nun nutzen, gefällt es auch nicht, dass die Stadt in erster Linie zu einem Ort des Konsums und des Profits geworden ist. Diesen Widerspruch muss, so denken wir, eine Stadt nicht nur aushalten, sondern auch zulassen, wenn sie denn eine Stadt für alle seine BewohnerInnen sein will.

Aber will das die Stadt Halle überhaupt? Es zeigt sich immer deutlicher, Halle und sein Stadtbild verändern sich aktuell rasant. Auch in Halle steigen die Preise für Immobilien und Grundstücke deutlich, damit einher gehen steigende Mieten und die immer stärker sichtbare soziale Ausgrenzung und Verwertung des städtischen Raumes.

Und die HWG mischt fleißig mit, indem sie sanierte Wohnungen zu maximalen Preisen neu vermietet anstatt im sozialen Sinne den lokalen Mietspiegel zu beeinflussen; in dem sie ihren kompletten Altbaubestand zu Höchstpreisen privatisiert und aktiv die Verdrängung von Projekten, wie der „Hasi“ vorantreibt. Nachhaltig im Sinne eines vielfältigen und sozialen Stadtgefüge ist das alles nicht. Hier braucht es ein klares Signal und ein aktives Eingreifen der Politik!

Und das meint aus unserer Perspektive unter anderem bestehende Projekte wie die „Hasi“ zu ermöglichen und zu unterstützen, anstatt halbgare Lösungsvorschläge zu machen, wie indiskutable Ausweichobjekte anzubieten, und dann, wenn diese begründet abgelehnt werden, den Menschen aus der „Hasi“ Verweigerung vorzuwerfen. Wie schwierig es auch in Halle mittlerweile geworden ist, trotz gutem Willen, mit Projekten an andere, adäquate Orte zu ziehen, zeigt die Debatte um das „LaBim“.

Und noch aus einem anderen Grund halten wir es für unabdingbar Orte, wie die „Hasi“, zu zulassen und zu erhalten. In einer Zeit, wie der aktuellen, in der Rassismus und faschistoide Äußerungen wieder salonfähig und „normal“ geworden sind, in der menschenverachtende Ideologien immer mehr öffentlichen und medialen Raum bekommen, in der verbale, wie körperliche Angriffe auf Menschen, die nicht ins neurechte Weltbild passen, alltäglich werden, braucht es Orte, wie die „Hasi“. Orte, an denen die Idee einer libertären, solidarischen und weltoffenen Gesellschaft lebendig ist. Orte, die einen sichtbaren Gegenentwurf darstellen zu Ausgrenzung, Gleichschaltung und rechtem Zynismus.

In diesem Sinne stehen wir hinter den Menschen, in der „Hasi“ und dem Projekt als solches! Für eine Stadt für alle! Für die „Hasi“ in der Hafenstraße!

Hausprojekt Reilstraße sechsundsiebzig

Halle/Saale, Februar 2018

#hasibleibt