DAS PROJEKT

Die Hasi

Am 5. Januar 2016 haben wir das bis dahin leerstehende Haus in der Hafenstraße 7 besetzt, um ein nichtkommerzielles, selbstorganisiertes, soziokulturelles Zentrum entstehen zu lassen. Ziel ist es in der halleschen Innenstadt einen Raum schaffen, der in Eigenregie von Engagierten, Neugierigen und Nachbarn gemeinsam gestaltet wird. Wir haben in den letzten anderthalb Jahren enorm viel Zeit und Energie in das Projekt investiert, das Gelände entmüllt, das Haus nutzbar gemacht, einen Garten angelegt und Werkstätten eingerichtet. Alles mit viel Hilfe und wenig Geld. Die ersten Schritte sind getan: Die Hasi bietet ein Lesecafé, Bandräume, Nachbarschaftsgarten, Seminarraum, Selbsthilfewerkstatt, Umsonstladen, Sport wie Yoga, Capoeira und Improvisationstanz, Raum für Vorträge, Politik und Subkultur. Doch wir sind noch lange nicht fertig. Es gibt noch unzählige Ideen, die nur darauf warten umgesetzt zu werden.

Die Besetzung

Der Entschluss sich das Haus durch Besetzung anzueignen ist Ausdruck einer grundsätzlichen politischen Haltung. Für uns sind Freiräume ein Grundbedürfnis! Räume der Begegnung und Selbstentfaltung, über deren Nutzung die Bewohner_Innen einer Stadt gemeinschaftlich entscheiden, die sie selbst gestalten und mit Leben füllen können, sind für eine freie Gesellschaft fundamental. Wir glauben, dass Freiräume, genauso wie z.B. Wasserversorgung, Müllabfuhr, öffentliche Transportmittel oder Sportstätten in besonderem Interesse der Stadtbewohner_Innen liegen und deshalb nicht wie gewöhnliche Waren auf einem freiem Markt gehandelt werden sollten. Eine Besetzung stellt für uns die Möglichkeit dar, die Nebelkerze Privateigentum auszupusten und die Frage nach dem Warum zu stellen: Warum sollte ein privatwirtschaftliches Unternehmen, dessen einzige Aufgabe es ist Geld zu verdienen, darüber entscheiden, was mit leerstehenden Häusern in unserer Stadt geschieht? Warum sollte es legitim sein, den Stadtbewohnern die Nutzung eines Teils ihrer Stadt zu untersagen, nur um mit diesem Teil Profite zu erwirtschaften? Wem also gehört die Stadt?

Mehr Infos zur Besetzung findet ihr -> hier

Die Eigentümerin

Die Eigentümerin der Liegenschaft Hafenstraße 7 ist die Hallesche Wohnungsgesellschaft mbH (HWG). Der HWG wurde im Zuge der Umstrukturierung und Privatisierung des kommunalen Haus- und Grundbesitzes nach der Wiedervereinigung der gesamte bis dato städtische Bestand übertragen. Dadurch ist die HWG heute Halles größte Vermieterin und Immobilieneigentümerin. Alleiniger Gesellschafter der HWG ist die Stadt Halle (Saale). Die HWG verweist gerne auf ihr vielfältiges Engagement in den Bereichen, Soziales, Kulturelles und Sportliches. Wer, wie lange von der gönnerhaften Geste der HWG profitiert, entscheidet diese natürlich ganz nach eigenem Ermessen.

Wir haben direkt mit der Öffnung des Hauses die Eigentümerin über unser Vorhaben und unsere Ziele informiert und zum Gespräch eingeladen. Die damalige Geschäftsführung hat es glücklicherweise vorgezogen, unser Gesprächsangebot anzunehmen und nicht gleich die Polizei zu schicken. Wir haben der HWG ein überzeugendes Konzept vorgelegt und konnten so nach lediglich 2 Monaten einen Nutzungsvertrag unterschreiben. Dieser läuft Ende September 2017 aus. Und trotz vertraglich festgeschriebener Neuverhandlungen, hat sich die HWG unter ihrem neuen Geschäftsführer Jürgen Marx (seit Juli 2016 im Amt) nicht zu einem offenen Dialog über eine Weiterführung der Hasi durchringen können. Für uns stellt diese Schweigsamtkeit ein großes Problem dar. Wir brauchen Planungssicherheit, damit wir das Projekt weiter voranbringen können. Potentielle Mitstreiter, Kooperationspartner und Fördermittelgeber werden von der ungewissen Zukunft abgeschreckt.

Die Stadt

Die Stadt Halle (Saale) ist mit ihren ca. 230.000 Einwohner eine typische mitteldeutsche kleine Großstadt mit den klassischen Problemen: klamme Kassen, Bevölkerungsrückgang, Arbeitslosigkeit. Dank der Universität und der Kunsthochschule sind die Innenstadtbezirke geprägt von jungen Menschen, die jedoch fast in Gänze nach dem Studium die Stadt wieder verlassen. Die Stadtpolitk ist deshalb unentwegt darum bemüht das Image der „Händelstadt“ aufzupolieren und ihr eine besondere Attraktivität zuzuschreiben. Die Offiziellen haben dabei vor allem private Investoren im Blick. Die bringen Arbeitsplätze und dann wird endlich alles gut. Jedes Unternehmen, das laut darüber nachdenkt in Halle zu investieren, wird als Heilsbringer gefeiert. Die wirkliche Attraktivität Halles fällt dabei oft genug aus dem Blick. Halle lebt von den vielfältigen kulturellen Angeboten und seinen Freiräumen. Da in Halle NOCH nicht alle leerstehenden Häuser verkauft und totsaniert sind, das Leben NOCH vergleichsweise günstig ist, ist Halle ein Anziehungspunkt für viele kreative Menschen. Die kommen hierher, weil sie das Gefühl haben in Halle gäbe es noch etwas zu gestalten, gibt es Raum sich auszuprobieren und Platz für neue Projekte jeglicher Art. Für dieses Halle scheint die Politik jedoch blind zu sein.