Viel wurde in den letzten Monaten darüber debattiert, ob und mit welchen Risiken das Projekt HaSi am Standort Hafenstraße erhalten werden kann. Schlagwörter wie Bodenkontamination, Kosten und nicht zuletzt das Nachbarschaftsverhältnis wurden ohne genaue Betrachtung der Sachlage immer wieder zu vorgeschobenen Aufhängern einer viel einfacheren Thematik. Es ist nicht so, als gäbe es nicht inzwischen drei Bodengutachten die eine Nutzungsverträglichkeit ausweisen, sowie Sanierung- und Finanzierungskonzepte auf das dem städtischen Haushalt keine Belastungen entstünden. Ein Teil der anwohnenden Nachbarn*innen ist regelmäßig im Projekt zu Gast oder leitet diverse Kurse. Doch eine Handvoll ansässiger Immobilieneigentümer*innen, die sich regelmäßig beschweren und gleichzeitig jede Kommunikation mit der Hasi ablehnen, scheinen das öffentliche Bild zu bestimmen.
Die Entwicklungspläne für die Flächen um die Hafenstraße sind der eigentliche Grund der Verdrängung. 2009 entschied die Stadt das Areal um den Sophienhafen zu entwickeln. In diesem Zuge definierte man drei Bebauungspläne, von denen lediglich der nördlichste #151 „Sophienhafen Nord-West“ durch den Immobilienentwickler F.K. Horn aufgestellt wurde. Der zweite #152 „Sophienhafen Süd“ liegt auf einem alten Gewerbegebiet. Der Dritte #153 „Hafenstraße West“, schließt die HaSi mit ein. Herr Lührmann hiesiger Möbelmarktbetreiber kauft bereits seit den 90er Jahren stetig die besagten Flächen auf, legt sie frei und verkauft an F.K. Horn weiter. Zuletzt in selbiger Weise die Flächen Sophienhafen Süd. Davor wurden noch allen Gewerbetreibenden vor Ort gekündigt, da sie den Gewinninteressen im Weg stehen.
Die Pläne sind ausgefertigt, der Immobilienmarkt boomt und verspricht satte Rendite. Aber wie lange noch bis die Blase im Eigentumsmarkt platzt. Das Problem von F.K. Horn, sein Baufeld ist ausgeschöpft. Abgesehen von dem noch zu errichtendem Seniorenheim oberhalb einer Gaswerksrestablagerungsstätte (Teer- und Ammoniakgrube), kann das Unternehmen nicht weiter bauen. Den zweiten B-Plan #152 aufzustellen bedeutet im Hochwassergebiet neu zubauen. 2009 hat das Niemanden gestört. Doch nach 3 Hochwassern binnen 12 Jahren war die vormalige Hochwassergrenze nicht mehr zu halten. Ein Großteil des Areals südlich des Sophienhafen’s darf in der angedachten Form nun nicht mehr bebaut werden. Somit sind die Flächen wertlos für schnelle und rentable Bauvorhaben.
Da das Unternehmen jetzt zügig weiterbauen will, kommen jahrelange Gerichtsprozesse zur Neuversiegelung von Retentionsraum (Überflutungsgebiet) nicht in Frage. Viel sicherer wäre Baurecht auf jener hochgelegenen Fläche zu erlangen auf der sich auch die HaSi befindet. Leider ist die verfügbare Fläche zu klein und deckt nicht den gesamten Geltungsbereich des B-Planes #153 ab. Nur das halbe Gebiet zu entwickeln ist Stadtentwicklungstechnisch nicht vorgesehen.
Also braucht man auch die HaSi. Der Plan ist bereits in Ausführung. Lührmann beseitigt seine verbliebenen Gebäude und wird die Hafenstraße 7 von der HWG abkaufen. Er ist daher auch der einzige potenzielle Käufer der mit der Hafenstraße 7 etwas anfangen kann. Doch zuvor müssen die Nutzer*innen der HaSi weg, damit der abgesprochene Deal zustande kommt. Beide Grundstücke werden anschließend zusammengelegt und als frisches Bauland an F.K. Horn weiterverkauft. Anschließend stellt F.K. Horn den B-Plan auf, welchen die Verwaltung mal auf die Schnelle durchdrückt und ehe der Boom versiegt, kann das Unternehmen wieder Eigentumswohnungen verkaufen, welche dann in wunderschönen Betonklötzen errichtet werden.